Bambara – Man gönnt sich ja sonst nichts

Französisch, Englisch und nun auch noch ein paar Brocken Bambara. Im Café und Restaurant, das zum Institut Français gehört und im Zentrum Bamakos liegt, schwirrt mir der Kopf. Nicht wegen der Hitze, der ausgesprochen guten Mousse au Chocolat oder der Band Le Patio, die gerade ihren Soundcheck für das Konzert heute Abend macht (www.ccfbamako.org). Es ist dieser fürchterliche Sprachmix, der sich immer mehr in meinem Kopf breit macht.

Bambara – Sprache der Hartnäckigen

Schon alleine mit Französisch habe ich eigentlich genug zu tun und dank zwei intensiver Wochen im Senegal nun einen erweiterten Wortschaft für alle jene Gespräche über Verfassungen, Wahlen, Opposition, über zu alte Präsidenten und all das, was in diesem Zusammenhang schief laufen kann. Nun, so finden meine Interviewpartner in Mali, sei es an der Zeit, dass ich endlich Bambara lerne. Dass ich erst seit Sonntagabend in Bamako bin, zählt nicht. Ständig sprechen sie mich auf Bambara (http://www.ethnologue.org/show_country.asp?name=ML), der wichtigsten Verkehrssprache, an, ich mache große Augen und verstehe leider gar nichts. So viel Hartnäckigkeit habe ich selten erlebt. Immer und immer wieder versuchen sie mir, Begrüßungsformeln einzutrichtern, die ich natürlich längst wieder vergessen habe.Und auch an die vermutlich brauchbarste Floskel „ich verstehe nichts“ kann ich mich einfach nicht erinnern.

Ich versuche mich rauszureden und erkläre, dass wir in Europa sprachen anders lernen – in der Schule, mit Büchern, Vokabeltests und widerlichen Grammatikeinheiten, aber niemals wie in Afrika: auf der Straße, auf dem Markt, beim Spielen. Hier ist das eine alltägliche Notwendigkeit. In Afrika gibt es so viele Sprachen, dass viele Menschen gleich drei oder vier sprechen, um auf verschiedenen Ebenen miteinander kommunizieren zu können. Und dann sagen sie mitunter auch noch ziemlich beschämt: „Ich spreche nur Englisch.“ Viele afrikanische Sprachen gelten für sie nicht als vollwertig. Das sollte man mal Finnen, Schweden, Isländern und den vielen anderen europäischen Nationen sagen, die einfach nicht auf die Einwohnerzahlen von Deutschland, Frankreich, Spanien oder Italien kommen. Dort empfindet zum Glück niemand seine Sprache als nicht vollwertig.

Jeder spricht Französisch, ist klar, oder?

Mit Bambara verhält es sich hier jedoch anders. Aber es hilft nichts, auch meine Beteuerungen nicht, dass ich mit Französisch ja schon eine Fremdsprache spreche, die mich zugegebenermaßen so quält wie noch nie eine andere Sprache zuvor. Im frankophonen Afrika gehen alle davon aus, dass man Französisch spricht. Freilich gibt es Abstufungen: gut, mittelprächtig und ein kleines bisschen. Aber dass jemand gar kein Französisch kann, gibt es offensichtlich nicht.

In Nigeria ist das übrigens ganz anders. Man sieht es Deutschen häufig nach, wenn sie kein besonders gutes Englisch sprechen. Ohnehin scheint es Nigerianer zu überraschen, wenn sie es überhaupt tun. So sagte mir doch der Leiter einer NGO, die für mich ein paar Recherchetage vorbereitet hatte, neulich nach dem Begrüßungsgespräch: „Wir haben nur ein Problem: Wir konnten niemanden finden, der für Dich vom Englischen ins Deutsche übersetzen kann.“ Nun ja, dieses Problem hat sich lösen lassen. Doch das Problem Bambara wird mich wohl noch eine Woche lang verfolgen.

Wegbeschreibung mit Händen und Füßen

Zu meiner Ehrenrettung sei übrigens gesagt, dass ich nicht die einzige bin, die ohne Bambara durchs Leben geht. Meinem Taxifahrer gestern ging es genau so. Ziemlich verzweifelt versuchte ich ihm den Weg zu meinem Hotel zu erklären, bis mir klar wurde: Er versteht kein Französisch. Er versuchte es wiederum mit ein paar Brocken Englisch, die ich kaum verstand. Auf meine Frage, ob er denn Bambara spreche, schüttelte er den Kopf und sagte mit hängenden Schultern: „Ich bin doch Fulfulbe.“ Bleibt zu hoffen, dass der Arme trotzdem in Bamako genügend Umsatz machen kann.

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Kategorien: Mali

One Comment - “Bambara – Man gönnt sich ja sonst nichts”

  1. 2. Mai 2012 um 15:15 #

    Ja, in der Jungle der Sprachen Afrikas kann man sich sehr schnell verirren 🙂 Als gebürtiger Samoaner (jetzt 23 Jahren in Deutschland) kann ich davon ein Liedchen singen…

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